Dieser Gedanke von Ernst Ferstl begleitet mich seit einiger Zeit. Er fällt mir oft dann ein, wenn ich trotz voller Agenda meine Yogamatte ausgerollt habe, und mich nach der Praxis immer wohler fühle als vorher.
Geht es euch auch so? Auch wenn ihr Zeit spart - habt ihr doch kein Konto, auf dem sich die Zeitersparnis ansammelt, und dann frei verfügbar ist. Eigentlich immer gibt es etwas zu tun, etwas, das unsere Aufmerksamkeit fordert und uns aufruft, es zu erledigen. Und wenn wir mittels Maschinen und cleveren Tools schneller mit etwas fertig sind, als wir es ohne diese Hilfsmittel wären, bleibt doch selten das Gefühl, jetzt Zeit zu haben für etwas, was auch noch wichtig oder schön wäre.
Und doch haben wir alle in uns eine Instanz, die leise aber doch hörbar auf Bedürfnisse aufmerksam macht, uns daran erinnert, dass es etwas gibt, was uns gut tun würde.
Der Gedanke von Ernst Ferstl spielt mit Worten und weist auf eine Erfahrung hin, die wahrscheinlich alle von uns schon gemacht haben.
"Sich Zeit nehmen" bedeutet, dass man aktiv Raum schafft für sich, für etwas, das man nötig hat. Man muss sie sich nehmen, diese Zeit, sie woanders abziehen. Sie fällt einem nicht automatisch zu. Aber wenn man sie sich dann genommen hat, wenn man bestenfalls für sich selbst gesorgt hat - vielleicht ganz allein, vielleicht auch im sozialen Austausch mit lieben Menschen -, dann merkt man, dass man auch etwas bekommen hat. "Zeit, die uns etwas gibt" - verweist darauf, dass wir von etwas mehr haben als vorher. Meistens ist es, in diesem Zusammenhang gedacht, etwas, was für uns sehr wichtig ist, jedoch immer wieder unter den Tisch fällt: Zeit mit sich allein, Stille erleben, spielen mit den Kindern oder Enkelkindern, spazieren gehen, malen, Yoga praktizieren.
Gewöhnen wir uns doch an, uns selbst am Ende einer solchen Sequenz zu danken dafür, dass wir uns die Zeit genommen haben. Damit bestärken wir uns selbst, es wieder zu tun und werden uns bewusst, dass uns die Zeit, die wir uns genommen haben, wirklich etwas gegeben hat.
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