Meine Yogalektionen eröffne ich immer mit einem Gedanken aus der Yogaphilosophie, einem Gedicht oder einer Geschichte. Sie begleiten uns durch die Stunde, oft auch durch die ganze Woche. Beim Vorbereiten der aktuellen Yogaeinheit fiel mir auf, wie oft ich dabei den Begriff "Herz" verwende. Was lädt mich dazu ein? Welchen Stellenwert hat das Herz im Yoga allgemein, welchen in meiner Arbeit im Besonderen?
Die Yogaphilosophie lehrt uns, dass alles, was je erschaffen wurde, aus Energie besteht. Sie schwingt in unterschiedlichen Frequenzen und formt sich zu mehr oder weniger dichter Materie. So hängt alles, was existiert, zusammen: jeder Impuls löst weitere aus, jede Schwingung setzt sich fort und beeinflusst feste oder feinstoffliche Körper. Damit lässt sich erklären, dass Gedanken den Körper beeinflussen, körperlicher Ausdruck die Seele berührt und sich seelisches Empfinden in der Atmung widerspiegelt.
Im Yoga kennen wir denn auch drei Ebenen, auf denen das Herz als zentrales Organ eine besondere Rolle spielt. Die körperliche Ebene ist uns sicher am vertrautesten. Wir kennen Bilder des organischen Herzens mit seinen Kammern und Klappen, und wir wissen, dass es unser Blut durch den Körper pumpt. Unzählige Nervenverbindungen ermöglichen starke Empfindungen im Herzraum, wir spüren das Herzklopfen bei Freude aber auch bei Angst.
Speziell im Yoga kennen wir das Herz aber auch als energetischen Ort. Mit dem Herz-Chakra haben wir ein Bild für ein Feld im Körper, wo sich Energiebahnen treffen und kreuzen, wo wir Verbundenheit erfahren können mit allem, was ist - sei es innerhalb oder ausserhalb unserer selbst. Hier erfahren wir die grossen Qualitäten, die unser Menschsein ausmachen: Vertrauen, Offenheit, Hingabe, Einfühlungsvermögen, Güte, selbstlose Liebe.
Als dritte Ebene kommt das spirituelle Herz ins Spiel. Es wird verkörpert durch unser physisches Herz, entfaltet seine Wirkkraft aber erst durch die energetischen Schwingungen des Herz-Chakras. Anna Trökes bringt es schön auf den Punkt:" Im Herzen bin ich ganz die, die ich bin." Darauf verweist auch die in allen Kulturen verankerte Geste, dass man sich die Hand aufs Herz legt, wenn man sich selbst meint. Wenn wir uns mit unserem spirituellen Herz verbinden, dann empfinden wir uns als Teil des grossen Tanzes des Lebens, als Teil der nährenden und schützenden Kraft, die uns alle trägt.
Jeder Mensch verfügt grundsätzlich über diese drei Ebenen, auf denen er oder sie mit ihrem Herzen in Verbindung treten kann. Nicht alle aber haben Zugang dazu. Ein wesentlicher Aspekt des Gesundseins und Wohlbefindens beruht jedoch auf dem guten Zusammenklang des physischen, energetischen und mentalen Körpers, beruht auf Kohärenz zwischen Denken, Fühlen und Handeln. Wollen wir, dass es uns gut geht, tun wir gut daran, die Wege zu den unterschiedlichen Ebenen des Seins zu erkunden.
Mein beruflicher aber auch persönlicher Entwicklungsweg haben mir Instrumente an die Hand gegeben, die diesbezüglich Tore öffnen können. Yoga ist der eine, der erste, der in seiner Ganzheitlichkeit das Feld aufspannt. Oft beginnt der Weg zum Herzen mit Körperarbeit, mit körperlicher Öffnung, mit bewusster Atmung und mit Entspannung, die uns der Yoga ja auf wunderbare Weise schenkt.
Mit der Biografiearbeit eröffnet sich eine weitere, eine spirituelle Dimension, hin zum Bereich, aus dem wir kommen, und zu dem wir auch wieder gehen werden. Was bringe ich mit an Aufgaben, Bedürfnissen, Aufzulösendem? Was will werden? Was ist meine ganz spezielle Aufgabe hier auf dieser Welt? Über die Biografiearbeit kann ich ganz nah mit meinem spirituellen Herz in Kontakt kommen, mich verbinden mit dem was war und dem, was sein wird.
Das Heilsame Intuitive Malen als neueste Erfahrung kann mich auf verblüffende Art und Weise mit meinem energetischen Herz in Verbindung bringen. In diesem wertungsfreien, lustvollen Tun kann ich Hingabe erfahren, Offenheit entwickeln und Vertrauen gewinnen.
Alle drei in Verbindung, in ihrem Zusammenspiel bilden einen Dreiklang, der persönliches Wachstum befördert, Wohlbefinden unterstützt und die Tiefe und Schönheit des Lebens spürbar werden lässt.
Wir leben in schwierigen Zeiten, in denen uns oft ein rauher, kalter Wind entgegen bläst. Wie schön, dass wir da Zuflucht nehmen können, uns stärken und nähren, indem wir uns Zeit nehmen für Wege, die das Herz öffnen, Herzenswärme erschaffen und wirksam werden lassen und damit dazu beitragen, dass unser wundervoller Planet Erde ein besserer Ort wird.
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