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Selbstfürsorge - wie geht das?

Die einschlägigen Zeitschriften sind voll davon: "Du bist wertvoll!" rufen sie uns zu. "Du bist gut genug!". "Liebe dich selbst, nur dann kannst du andere lieben!" Es ist fast etwas viel, nicht wahr? Und doch spürst vielleicht auch du, dass es mit dieser Selbstfürsorge etwas auf sich hat. Oft genug weiss man aber gar nicht, wie das geht. Eine kürzlich besuchte Weiterbildung zu einem ganz anderen Thema öffnete mir die Augen.

Mein Yogaweg führt mich in neue Gefielde. Es ist an der Zeit, mein Wissen und Können zu vertiefen und den Yoga auch Menschen nahe zu bringen, die ihn dringend nötig haben, weil sie gerade nicht gut dran sind. So bereite ich mich darauf vor, Yoga für Krebsbetroffene zu unterrichten. Und in diesem Zusammenhang besuche ich natürlich auch spezielle Weiterbildungen. Dabei lerne ich unglaublich viel - auch über Aspekte, die nicht nur für Tumorpatientinnen von Bedeutung sind, sondern gerade auch im Rahmen von Prävention vieler Krankheiten eine wesentliche Rolle spielen. Hier beleuchte ich einen dieser Punkte, nämlich die Selbstfürsorge.


Krebsbetroffene sind vor allem eines: müde, erschöpft, gestresst. Je nachdem, in welchem Stadium der Heilung sie sich befinden, sind sie auch eingebunden in enge Strukturen: Arztbesuche, medikamentöse Behandlungen, Therapien strukturieren ihre Tage, und die Behandlungen hinterlassen Spuren.

Dabei ist es zentral, dass die Betroffenen ihre Selbstheilungskräfte aktivieren können, denn Ärztinnen und Medikamente können Heilungsprozesse nur anregen. Die Heilung selbst besorgt der Körper.

Gerade, wenn man müde ist, erschöpft und vielleicht auch entmutigt soll man also noch selbst beitragen zum Genesungsprozess. Wie gut, wenn man sich bereits zu anderen, weniger belasteten Zeiten damit auseinandergesetzt hat, wie man gut für sich selber sorgen kann.


Du besuchst wahrscheinlich regelmässig den Yogaunterricht oder beschäftigst dich in ähnlicher Weise mit deiner Gesundheit. Deshalb hast du ja diesen Blog gefunden. Du weisst also, dass Körper, Seele und Geist eine Einheit bilden, und dass man auf ganz verschiedenen Wegen sein Wohlbefinden beeinflussen kann.

Du weisst vielleicht auch, dass Wohlbefinden nicht gleichbedeutend ist mit Entspannung, auch wenn uns viele Bücher und Zeitschriftenartikel in diese Richtung denken lassen. Genauso wenig müssen Jogging, Tanzen oder Krafttraining zwingend zu mehr Gesundheit führen.


Eigentlich geht es lediglich darum, das für dich im Moment geeignete Mass an An- oder Entspannung zu finden, das dir jetzt gut tut. Doch was tut einem gut?


Der Yoga geht davon aus, dass sich der Mensch wohl fühlt, wenn die Lebensenergie fliessen kann, und wenn er sich in einem ausgewogenen Spannungszustand befindet. Die Traditionelle Chinesische Medizin TCM kennt die Begriffe des Yin- und des Yangstresses. Wir sprechen im Alltag oft vom Yangstress, wenn wir unser Unwohlsein beschreiben wollen; das Zuviel an Anspannung, das Zuviel an Inputs, an Anforderungen, an Stukturen. Doch es kann auch ein Zuwenig geben: Unwohlsein kann sich auch einstellen, wenn man sich lethargisch fühlt, wenn man unstrukturierte, leere Tage erlebt, wenn keiner darauf wartet, dass man seinen Beitrag leistet. Dies nennt die TCM den "Yinstress". Du siehst, "Yin" ist nicht per se gut, "Yang" nicht zwingend schlecht.

Gut ist hingegen, wenn du spürst, was du jetzt gerade brauchst, um ins Gleichgewicht zu kommen. Meist gibt uns der Körper entsprechende Hinweise. Manchmal aber - gerade, wenn wir sehr erschöpft sind-, helfen auch Angebote von aussen oder hilft es, wenn man in bekannten Stukturen Halt findet. Deine Yogapraxis, dein täglicher Spaziergang, dein heisses Bad, dein Telefongespräch mit einer Freundin - wie gut, wenn du gelernt hast, für dich zu sorgen.


Grundlage dafür ist die Selbstwahrnehmung, die Fähigkeit, in sich hineinzuspüren, den Körper wahrzunehmen, die Spannungen auch im Geist. Wunderbar, wenn man dann Tore kennt, durch die man schreiten und Räume betreten kann, in denen man das findet, was jetzt gerade nötig ist. Das kann eine aktivierende Übungssequenz sein, das kann aber auch eine liebevoll sanfte Handlung sein. Vielleicht brauchst du Leichtigkeit, vielleicht aber auch Tiefe. Möglicherweise fordert dich dein Leben jetzt gerade auf, nach dem Sinn zu forschen oder den aktuellen Zustand zu überdenken. Das Leben ist so vielfältig, dass es nur einleuchtend ist, verschiedene Bedürfnisse in unterschiedlichen Lebenssituationen zu haben. Oft müssen wir uns nur erlauben, gut zuzuhören, fein in uns hineinzuspüren - und wir erhalten ganz klare Antworten.



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