Herrliche Tage verbrachten wir an der Ostsee. Goldenes Herbstlaub, rote Beeren, die Weite des Meeres und die vom ständigen Wind gekrümmten Bäume, die die Sanddünen säumen. Dort oben merkt man, was der Wind mit einem macht. Gerade im Herbst nimmt diese Windenergie zu, auch in unseren Breitengraden, und sie macht einigen von uns gesundheitlich zu schaffen. Der Ayurveda kennt einfache und wohltuende Mittel, um gesund durch diese Jahreszeit zu kommen.

Ich liebe ihn, den Wind: dessen Lebendigkeit, das Ungestüme, manchmal säuselt er, manchmal brüllt er, immer aber bringt er die Dinge in Bewegung.
Gemäss dem Ayurveda, der Schwesterdisziplin des Yoga, die sich mit dem Heilen und Gesunderhalten des Menschen beschäftigt, ist eines der drei DOSHAS, also eine der drei Energieformen, die alles Leben ausmachen, VATA - übersetzt "Wind / Raum / Luft". Es bestimmt, wieviel Bewegung einem Objekt oder Subjekt innewohnt. Bestimmt hast du davon schon gelesen oder dich damit beschäftigt und weisst, dass es daneben noch die beiden anderen DOSHAS gibt: PITTA (Feuer) und KAPHA (Erde). Es braucht alle drei, sie kommen einfach in unterschiedlichsten Zusammensetzungen vor und machen so den Reichtum unseres Lebens und der Erde aus.
Am wohlsten ist es dem Menschen, wenn in seinem Organismus alle drei DOSHAS ausgeglichen sind. Jeder Mensch aber kommt mit seiner ganz speziellen, individuellen Konstitution auf die Welt, und im Lauf seines Lebens verändert sich das Verhältnis der Energien im eigenen Körper. Nicht nur das Lebensalter und die Hormone spielen dabei eine Rolle, sondern auch die Umgebung in der wir leben und unsere Lebensgestaltung.
Im Herbst nun nimmt in unserer Umgebung das VATA-Element zu. Das VATA-DOSHA beschreibt das Prinzip der Bewegung. Seine Eigenschaften sind trocken, rau, kalt, beweglich, klar und leicht. Und so können wir leicht erkennen, dass der Herbst mit seinen kühlen und kurzen Tagen, den lebendigen Wetterbewegungen und den typischen Stürmen Energie ins System bringen. Unser westlicher Lebensstil ist ohnehin schon VATA geprägt: alles ist in Bewegung, wir sind laufend Umweltreizen ausgesetzt, es gibt wenig Beständigkeit - und manchmal wünschen wir uns vielleicht etwas mehr KAPHA, etwas mehr Ruhe und Stabilität.
Menschen, die diese Ruhe schon von ihrer Konstitution her mehr in sich haben, kommen meist mit der Hektik des modernen Lebens und der Bewegung im Aussen besser zurecht. Diejenigen von uns aber, die eher VATA-betonte Menschen sind, für die ist gerade der Herbst herausfordernd, wenn er zusätzliche Energie und kalte Bewegung ins Leben bringt. Und je älter wir werden, desto mehr nimmt VATA im Körper zu. Die Haut wird rauer, die Schleimhäute werden trockener, uns ist häufiger kalt, der Schlaf wird oftmals unruhiger. Insgesamt sind wir dann mehr angewiesen auf Beständigkeit und Behaglichkeit - einfach, weil der Körper sich nicht mehr so rasch und leicht anpassen kann.
Der Ayurveda nennt uns nun einige einfache Methoden, mit denen wir dem VATA-Überschuss etwas entgegensetzen und so zu unserem Wohlbefinden beitragen können.
Das wichtigste sind warme Mahlzeiten zu geregelten Zeiten. Bereits am Morgen kann ein Porridge anstelle des Birchermüesli den Körper von innen wärmen. Die nährende Suppe am Abend hilft herunterzufahren und zur Ruhe zu kommen.
Suppen, Aufläufe, warmes Getreide und Süssspeisen sind optimale Nahrungsmittel. Würzen wir diese mit wärmenden Gewürzen wie Kurkuma, Fenchel, Zimt, schwarzem Pfeffer, kann sich Gemütlichkeit und Ruhe im Körper ausbreiten.
Genügend Schlaf ist die zweite Zutat, die uns gesund erhält. Für den Ayurveda ist der Schlaf vor Mitternacht der wertvollste, und so empfiehlt er, sich um 22 Uhr zu Bett zu legen.
Wenn wir uns überlegen, wie die kühle, raue VATA-Energie zusätzlich ausgeglichen werden kann, kommen uns sicher automatisch weitere einfache Mittelchen in den Sinn: das warme Fussbad am Abend, vor dem Schlafen gehen Lesen und Musikhören statt am Computer zu sitzen, gemütliche Spaziergänge statt Joggingrunden, erdende Yogapraxen mit langen Ausatemphasen statt aktivierender Yogaflows. Eigentlich ist es ganz einfach: Wärme, Ruhe, Beständigkeit.
Der Herbst mit seinem wilden Wetter und den immer kürzer werdenden Tagen lädt uns ein, langsam in die Ruhe zu kommen, Gemütlichkeit und Einfachheit zu pflegen und uns zu erfreuen an all dem Schönen und Guten, das wir uns zugelegt haben. Ist doch schön, oder?
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