Geht es dir auch so? Du nimmst dir fest vor, in den Sommerferien jeden Morgen den Sonnengruss zu üben – mindestens dreimal. So viel muss sein, sagst du dir. Denn du liebst Yoga und du weisst, dass dir die ASANA guttun. Und dann wird es doch wieder nichts mit dieser Routine, die du doch in deinem Leben installieren willst.
Vor uns liegen lange Sommerferien. Etliche Yogaschulen schliessen dann auch ihre Tore. Es gibt diese nötige und wohltuende Pause, die davor bewahren kann, in einen unbewussten Trott zu verfallen. Wobei: regelmässiges Üben ist doch einer der Grundpfeiler des Yoga. Wie kann das zusammen gehen?
Vielleicht gibt dir die lange Sommerpause die Chance, neue Aspekte des Yoga kennenzulernen.
Bekannt ist der HATHA-Yoga. Er ist einer der wichtigsten Pfade innerhalb der grossen Yoga-Tradition. Die allermeisten Yogaschulen pflegen ihn mit ihren Körper-, Atem- und Meditationsübungen. Wird der erweitert und zielt auf die Praxis des Geistes und Schulung des Herzens, beschreiten wir den höchsten, den königlichen Pfad des RAJA-Yoga.
Vier spezielle, oft weniger bekannte Yoga-Wege machen diesen Yoga aus. Und vielleicht sind es eben Aspekte dieser Bewegungen, die wir in unseren langen Sommerferien pflegen können.
KARMA-YOGA: Der Weg des selbstlosen Handelns und Dienens. Hier geht es nicht um Äusseres, sondern um eine innere Haltung beim Handeln. Wir üben uns darin, frei von Erwartungen etwas zu tun. Warum nicht versuchen, in den Wochen ohne Yogaunterricht jeden Tag oder zumindest jede Woche einmal etwas Neues auszuprobieren? Einfach so, ohne Ziel, ohne Erfolgserwartung. Warum nicht übungshalber das, was man tut, ganz bewusst tun? So abwaschen, dass man nicht möglichst bald fertig ist, sondern jeden Handgriff mit höchstem Bewusstsein ausführen? Oder ganz bewusst und achtsam die Schritte ins kühle Nass des Sees setzen und dabei spüren, was Leben ist?
BHAKTI-YOGA: Der Weg der liebevollen Hingabe und der heilenden Kraft des Herzens. Eigentlich ist alles, was BHAKTI ausmacht – Liebe, Hingabe, Mitgefühl – nichts, was man tun kann. Es ist ein Zustand des Bewusstseins. Weshalb nicht in den langen Ferien die eigenen Fähigkeiten einmal in den Dienst von anderen stellen? Oder sich darin üben, jemand anderem wirklich zuzuhören. So wie MOMO in Michael Endes gleichnamigem Roman: «Momo konnte zuhören, dass dummen Leuten plötzlich sehr gescheite Gedanken kamen. Nicht etwa, weil sie etwas sagte oder fragte, was den anderen auf solche Gedanken brachte, nein, sie sass nur da und hörte einfach zu, mit aller Aufmerksamkeit und Anteilnahme.»
DHYANA-YOGA: der Weg der Meditation und Kontemplation. Swami Muktananda findet dafür diese Worte:
«Meditiere über dein Selbst.
Verehre dein Selbst.
Verneige dich vor deinem Selbst.
Erkenne dein Selbst.
Denn Gott lebt in dir als Du.»
Warum nicht in den langen Yogaferien regelmässig für einige Minuten täglich still werden für ein "Rendez-vous mit sich selbst"? Im Yogaunterricht hast du Meditationsformen kennengelernt, die dein Herz ins Zentrum der Aufmerksamkeit stellen.
JNANA-YOGA – Der Weg des spirituellen Wissens und der Weisheit. Ein einfacher und alltagstauglicher Zugang zu diesem Weg führt über das Lesen entsprechender Schriften. Vielleicht magst du dich in den langen Ferien mit einem Buch beschäftigen, das sich mit Yogaphilosophie beschäftigt. Oder dich jeden Tag von einem Satz begleiten lassen, der dein Inneres anspricht. In deiner Buchhandlung findest du im entsprechenden Regal eine grosse Anzahl auch leicht zugänglicher Bücher, welche die Mussestunden im Schatten eines Baumes anreichern können mit Impulsen, die in diesen ruhigen Zeiten tief in dein Unterbewusstsein sinken können und dich von dort aus nähren und erfreuen.
Lange Sommerferien ohne den wöchentlichen Besuch des Yogaunterrichts können dir neue Perspektiven darauf eröffnen, was Yoga auch noch ist. Danach wirst du erfrischt, bereichert und neu motiviert deine regelmässige Praxis auf der Matte wieder aufnehmen, die eben als wichtige Grundlage auch dazu gehört.
Comments