Attention follows Intention...
- karinfrey3
- 16. März
- 4 Min. Lesezeit
...oder: achte auf deine Gedanken, denn sie bestimmen dein Leben.
Unser Gehirn ist ein Tausendsassa. Bestimmt ist dir das auch schon passiert: dir fällt ein Wort einfach nicht ein. Irgendwann lässt du die Sucherei los, machst etwas anderes. Und plötzlich fällt dir der gesuchte Begriff ein. Scheinbar aus dem Nichts. Offenbar arbeitet das Gehirn weiter, auch wenn man es nicht merkt. Was für eine Chance! Vorausgesetzt, man weiss sie zu nutzen.

Seit mittlerweile etlichen Jahren übe ich mich in Meditation. Weil ich abends oft müde bin und beim Meditieren fast einschlafe, habe ich meine tägliche Meditationszeit auf den Morgen verlegt. So besteht meine Morgenroutine darin, nach dem Aufstehen zuerst warmes Wasser zu trinken, den Tee zuzubereiten, und mich dann an meinen Meditationsplatz zu setzen.
Es gibt die verschiedensten Meditationspraxen, die alle ihre Berechtigung haben, und die, aus meiner Sicht, auch zu unterschiedlichen Situationen im Leben passen sollen. Ist man innerlich aufgewühlt und befindet man sich mitten im Strudel des Lebens, darf es gerne eine geführte Meditation sein. Zu anderen Zeiten kann das stille Sitzen passen oder das Ausrichten der Aufmerksamkeit auf einen Gegenstand, z.B. eine Kerzenflamme. Wunderbar beruhigend kann auch die Konzentration auf den Atem sein - eine Methode, die einen schnell und effektiv "herunter holt". In der Yogatradition beziehen wir auch den Körper mit ein, indem wir ihn zuerst in eine ausgeglichene Spannung bringen, uns dann dem Atem zuwenden und so in die Stille kommen.
Du kennst sicherlich einige dieser Techniken, vielleicht kombinierst du sie auch. Und wenn du bereits länger am Üben bist, weisst du auch, was dir gut tut, welche Methode dich wann abholt.
(Übrigens: Falls du auf der Suche bist nach guten geführten Meditationen, empfehle ich dir den Insight-Timer, eine kostenlose App mit einer grossen Auswahl an unterschiedlichsten Meditationen, auch auf deutsch.)
Sehr eindrücklich ist für mich die Meditation unter Einbezug von Intentionen, weil sie ungemein kraftvoll ist. Eine Intention ist eine Absicht, die ich formuliere, also eine Idee, der mein Handeln folgen soll. Die Arbeit mit Intentionen orientiert sich dabei an der Funktionsweise des Gehirns, die wir alle kennen (du erinnerst dich an die Eingangsgeschichte mit dem Wort, das nicht einfallen will). Es arbeitet auch im Verborgenen, und oft genug an Gedankenfolgen, die uns gar nicht bewusst sind. Dabei, und das ist hier das Entscheidende, lenken diese Gedankengänge unsere Aufmerksamkeit. Im Englischen gibt es dafür das hübsche Wortspiel: Attention follows Intention.
Egal, wie aufmerksam oder entspannt wir sind, unser Gehirn kann immer nur einen Bruchteil dessen wahrnehmen, was um uns geschieht. Es ist laufend damit beschäftigt, Unwichtiges auszublenden, zu vergessen. Im Bewusstsein erscheint nur das, was wichtig erscheint, denn unser Gehirn hat eine Hauptaufgabe: uns zu beschützen. Zu allererst lenkt also das Bedrohliche die Aufmerksamkeit auf sich (darüber habe ich im letzten Blogbeitrag geschrieben), oft auch das Schrille, Laute. Was dann aber weiter wahrgenommen wird - ja, das ist eine Art Wundertüte, über die wir nur bedingt bestimmen können. Es gibt dazu ein kluges Buch, das sich auf sehr unterhaltsame (und auch sehr gescheite) Weise mit den Phänomenen der Wahrnehmung beschäftigt. Wenn dich das Thema also interessiert, empfehle ich dir den Bestseller "Schnelles Denken, langsames Denken" von Daniel Kahnemann.
Auch wenn die Erforschung unseres menschlichen Gehirns erst am Anfang steht, so viel ist schon bekannt: unser Zustand, unser Wissen, unsere persönliche Geschichte und unsere Gedanken über uns und die Welt bestimmen massgeblich das, was wir sehen und erkennen. Und dies wiederum ist der Boden dessen, was wir im folgenden erfahren, erleben und was unseren weiteren Erfahrungshorizont prägt. Du siehst, hier "beisst sich die Katze in den Schwanz".
Das kann ein Glück sein. Und das kann ein Unglück sein. Orientiert sich dein Gehirn am Positiven - wirst du Positives erfahren. Ist es negativ gestimmt, registrierst du das Negative. Das geht weit, bis ins Körperliche hinein. Sogar die Selbstheilungskräfte werden von der Qualität unserer Gedanken bestimmt. Und hier kommen nun die Intentionen ins Spiel. Probiere es einmal aus, deinen Tag mit einer bewusst formulierten Absicht zu beginnen. Wichtig ist dabei, dass deine Intention zu deinem Leben und zu deinen Werten passt. Und dass sie ein Stück weit aus deinem Herzen kommt. Wenn sie nämlich mit Gefühlen verbunden ist, dann ergeht es ihr wie allem anderen: sie bleibt besser haften.
Wie du das machst?
Suche dir einen ruhigen Moment und entspanne dich. Am besten funktioniert es am Ende einer Meditationsübung.
Höre auf dein Herz.
Formuliere die Absicht positiv (unser Hirn kennt das Wort "nicht" nicht. Formuliere also nicht, was du weghaben willst, sondern was sein soll.)
Finde einen prägnanten Satz - einfach in dich hineinhören - der taucht plötzlich auf.
Stell dir dann vor, wie dein Tag sein wird, wenn diese Absicht Realität wird.
Dann kannst du deine Intention vergessen. Sie wirkt - wetten?
Für den Anfang ist es sicher eine gute Idee, wenn du dir eine Intention setzt für den kommenden Tag. Mögliche Intentionen können sein:
Ich bin heute offen und entspannt
Heute sorge ich für mich und mache öfter Pausen.
Ich setze heute klare Grenzen
Ich fühle mich geborgen und wohl.
....
Je nach Intention gestaltet sich der Schritt "Stell dir vor, wie dein Tag sein wird, wenn deine Absicht Realität wird" anders. Wenn du dir beispielsweise vorgenommen hast "Ich bin heute offen und entspannt.", kannst du dir vorstellen, wie du "offen und entspannt" deine Arbeitskollegen begrüsst - auch wenn diese vielleicht mürrisch dreinblicken. Oder wie du deine Kinder nach der Schule "offen und entspannt" empfängst. Wie sich dein Feierabendanfang gestaltet, wenn du "offen und entspannt" bist. Du siehst, hier kannst du deine Fantasie walten lassen. Dieser Schritt ist wichtig, denn damit verbindest du dich mit deiner Intention, sie bleibt nicht nur ein Satz.
Finde etwas, das dir ein Anliegen ist. Probiere es aus. --- Irgendwann wirst du feststellen, dass dein Alltag ein anderer wird, wenn du den Tag mit einer bewusst gesetzten Absicht beginnst. Du musst gar nicht dauernd daran denken. Du musst dir auch keine Notizen machen. Es kann einfach sein, dass du dich am Ende des Tages wunderst - und dir einfällt, dass wahrscheinlich deine Aufmerksamkeit deiner Absicht gefolgt ist. Auch wenn du es gar nicht gemerkt hast.
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