Use what you have...Arbeite mit dem, was du hast
- karinfrey3
- vor 9 Stunden
- 3 Min. Lesezeit
Unsere Welt ist voller Anregungen. Nicht zuletzt dank des Internets können wir bequem von zuhause aus Kurse besuchen, uns von Künstlerinnen inspirieren lassen, Neues lernen indem wir Texte lesen oder Videos schauen. Und oft genug taucht dann der Impuls auf, sich noch die eine oder andere Zutat zu kaufen. Gerade wenn sie günstig zu haben ist. Wie woltuend ist da die Idee, mit dem zu arbeiten, was man hat.

"Start where you are. Use what you have. Do what you can." Dieses Zitat wird dem Tennisspieler Arthur Ashe zugeschrieben. Es besagt, dass man nicht auf ideale Bedingungen warten soll, sondern einfach anfangen - gerade, wenn man etwas Neues angehen oder etwas verändern will.
Jetzt anfangen - auch wenn man vielleicht noch Angst hat vor dem Neuen und sich unvorbereitet fühlt.
Eigene Ressourcen und vorhandenes Material sichten und nutzen.
Das, was man im Moment investieren kann, als genügend erachten und nicht nach Perfektion streben - die man sowieso meist nicht erreicht.
Ich finde diese Überlegungen sehr inspirierend und motivierend, denn sie helfen mir, Ausreden zu ersetzen durch Kreativität. Sie unterstützen mich dabei, den Fokus zu richten auf Fortschritt und nicht in die Perfektionsfalle zu treten. Sie führen weg vom "Immer mehr, schneller, höher" hin zu Achtsamkeit, Sorgfalt und Individualität.
Seit mehr als zwei Jahren beschäftige ich mich mit der Frage, wie man im Menschen die Kreativität anregen und stärken kann. Dabei geht es mir nicht in erster Linie um bildende Kunst oder das Erstellen von Texten, sondern um ein allumfassendes Verständnis von Schöpferkraft. Insbesondere interessiert es mich, wie wir dazu kommen können, unseren Lebensweg kreativer zu gestalten, ja das ganze Leben als werdendes Kunstwerk zu betrachten, dessen Schöpfer wir sind.
Mein Zugang ist allerdings das Malen, denn mein anfängliches Anliegen war es, quasi im Selbstversuch, meine eigenen gestalterischen Fähigkeiten zu entdecken, zu pflegen und zu entwickeln. Deshalb besuchte ich Weiterbildungen im Intuitiven Malen und etablierte im Lauf der vergangenen Jahre eine regelmässige Malpraxis. Dieser Ansatz hat sich für mich sehr bewährt. Tatsächlich verhält es sich mit unserer Kreativität wie mit einem Muskel: wenn wir ihn benutzen, stärken wir ihn. "Use it or lose it", heisst es so schön. Das spüre ich und empfinde mich unterdessen als wesentlich kreativer, auch im Denken, als früher.
Leider haben viele von uns den Bezug zu ihrer Schöpferkraft schon früh verloren und meinen heute von sich: "Ich kann nicht malen, zeichnen, schreiben, nähen..." oder was auch immer. Ja, sie denken nicht einmal mehr daran, dass das ganze Leben ein Schöpfungsprozess ist, und dass sie - ob bewusst oder unbewusst -, Teil eines einzigen fortlaufenden Prozesses von Erschaffen und Vergehen sind. Kein Wunder, fühlen sich viele Menschen verloren im Leben, fremdbestimmt und als Opfer der Umstände. Doch wie sagt Alice Walker so schön:
Die meisten Menschen geben ihre Macht auf, indem sie denken, sie hätten keine."
Damit bin ich aber vom Thema abgewichen. Eigentlich wollte ich beim Aspekt bleiben, mit dem zu arbeiten, was man hat. Anlass dazu ist natürlich die Zeit des Novembers, in der uns an jeder Ecke zugerufen wird, wir sollen kaufen, kaufen, kaufen. Vielleicht geht es dir auch so: Obwohl wir wissen, dass kaufen nicht glücklich macht und im Zuviel fast ersticken, erliegen wir immer wieder der Versuchung, noch diese Kleinigkeit anzuschaffen oder von jenem Angebot zu profitieren.
Oh ja, ich weiss, wie verführerisch es ist, beim Grosshändler für Künstlerbedarf zu shoppen. Ich kenne den Impuls, einen speziellen Pinsel anzuschaffen oder einen Stempel oder einen Malblock oder... Gerade wenn ich mir tolle Videos von Künstlerinnen angschaue, entdecke ich viel Neues, Begehrenswertes. Wenn ich aber ehrlich bin, liegen dann viele dieser wunderschönen Hilfsmittel doch unbenutzt herum.
So versuche ich auch immer wieder, mit dem zu arbeiten, was ich habe. Deckel von Schraubgläsern werden Farbpaletten. Bedruckte Seiten von ausgedienten Büchern werden Collagematerial. Kaffesatz, Teeblätter, Zwiebelschalen dienen als Farben für Aquarelle. Mit der Einschweissfolie von Büchern kann man den noch nassen Farbgrund von Wasserfarbbildern ganz lebendig werden lassen. Manchmal muss man einfach im Haushalt herumschauen, experimentieren - und staunen. Natürlich funktioniert nicht alles. Macht nichts. Ausprobieren macht Spass. Und irgendwann findest du deinen eigenen Ausdruck, DEINE Sprache. Nicht, weil du gekauft hast, was alle anderen auch kaufen, sondern weil du Dinge anders benutzt.
Kreativität ist, zu sehen, was andere sehen, und zu denken, was noch niemand sonst gedacht hat." Albert Einstein.
Auf dem Papier können wir üben, was wir im Leben brauchen können.
Jetzt anfangen.
Mit dem arbeiten, was man hat.
Tun, was jetzt möglich ist.
Noch interessanter wird es, wenn du den Gedanken weiterführst: Weshalb noch eine Weiterbildung, noch ein Kurs, noch ein Ideenbuch? Mit dem arbeiten, was man hat bedeutet hier, sich zu besinnen auf die Kompetenzen, die man bereits angelegt hat. Oft genug bedeutet Entwicklung dann, anwenden, was man gelernt hat. Üben. Umsetzen. Ins Tun kommen eben.
Gehen wir es an. Viel Spass dabei!




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