Hast du gewusst, dass man oft gar nicht merkt, wie gestresst man ist? Oder dass man es erst zu spät merkt, nämlich dann, wenn einem alles schmerzt oder man in einer Art reagiert hat, die einem dann leid tut? Zum Glück gibt es Signale, die einen frühzeitig darauf hinweisen. Weisst du, worauf zu achten ist, kannst du dich vor unliebsamen Stressfolgen schützen. Wie? Das erfährst du hier.
Wir sprechen von Stress, wenn sich der Organismus in einer subjektiv empfundenen Überforderungssituation befindet und mit Kampf- oder Fluchtimpulsen reagiert, die er nicht ausagieren kann. Du kennst das sicher. Solche Situationen sind für den Menschen nicht weiter problematisch, wenn sie kurz anhalten, und sich dann wieder auflösen.
Viele von uns sind aber dauerhaft gestresst. Das üble daran ist, dass wir es oft gar nicht merken. Ich selbst erfuhr das vor einigen Jahren, als ich von meinem anspruchsvollen Berufsalltag eine kleine Auszeit nehmen durfte. Erst nach etwa vier Wochen bemerkte ich, dass ich quasi dauernd im Laufschritt durch meine Wohnung eilte - sogar dann, wenn es gar nichts zu tun gab. Anspannung als Dauergrundzustand! Es war geradezu befreiend, langsamer zu gehen. Dabei war ich immer noch weit entfernt von schleichen...ich glaube, ich bewegte mich dann einfach einigermassen angepasst.
Unser Körper aber, der weiss ganz früh und sehr genau, wann Stress vorhanden ist. Stress ist eine mehrheitlich körperliche Angelegenheit - auch wenn sie stark psychisch und mental beeinflusst ist. Es gibt bestimmte Körperpunkte, die uns zuverlässig Auskunft darüber geben, ob wir verspannt sind. Wenn wir sie kennen, können wir sie befragen. Ihre Antwort kann uns dann helfen, frühzeitig Gegensteuer zu geben, bevor wir krank werden, Menschen anschreien, die uns wichtig sind, oder nur noch im Autopiloten durch unser Leben hetzen.
Hier sind sie:
Stirn zwischen den Augenbrauen
Kiefergelenke
Mundwinkel
Nacken-Schulterverbindung
Atemtiefe.
Die Übung dazu kommt aus der Sterssforschung, genauer gesagt aus dem MBSR (Mindfulness Based Stress Reduction). Hierbei geht es darum, im entspannten Zustand diese Körperstellen mit dem Bewusstsein anzusteuern und wahrzunehmen, ob sich hier Verspannung zeigt, und wie sich der entspannte Zustand dieser Stelle anfühlt. Machmal muss man das richtig erforschen, so alltäglich ist die Verspannung geworden...
Übung:
Setze dich entspannt an einen ruhigen Platz und nimm dir ca. 10 Minuten Zeit.
Geh dann mit deiner Wahrnehmung zur Stirn, zum Gebiet zwischen deinen Augenbrauen, und spüre hinein. Lass dir dafür Zeit. Atme. Du wirst irgendwann merken, ob diese Stelle glatt ist, oder ob du sie, ganz ungewollt, zusammenziehst. Falls du Anspannung feststellst, versuche, diese loszulassen. Entspanne den Punkt zwischen deinen Augenbrauen. Gib deinem Körper die Möglichkeit, sich selbst zu regulieren, d.h. mach das, was dein Körper automatisch tun möchte. Wenn du gut zuhörst, spürst du die Impulse, die er sendet. Das können ganz kleine, subtile Bewegungen sein. Folge ihnen.
Spürst du, wie sich das anfühlt? Tauche ein in dieses Gefühl.
Wandere dann mit deiner Wahrnehmung weiter zu deinen Kiefergelenken. Verfahre genauso wie oben. Dann folgen die Mundwinkel, der Schulter-Nackenbereich und zum Schluss landest du bei deiner Atmung. Dies ist der stärkste Indikator für Anspannung und Stress: sind wir unter Druck, atmen wir oberflächlich und nur im obersten Teil des Atemraums. Vertiefe hier die Atmung. Führe den Atem gefühlt in den Bauch. Vielleicht musst du gähnen, vielleicht kommt ein Seufzer. Folge den Impulsen deines Körpers.
Vielleicht fragst du dich jetzt, was diese Übung soll. Sie hilft dir, wichtige Körperstellen besser kennenzulernen, die du als Stressmarker nutzen kannst.
Wenn du sie gut kennst, ihnen zugehört hast und weisst, wie sie sich im angespannten und im enstpannten Zustand anfühlen, dann kannst du sie im Alltag immer mal wieder ansteuern mit deiner Aufmerksamkeit. Und kannst sie entspannen, wenn es nötig ist. Das geht meist ganz schnell und einfach. Man muss sich dafür nicht auf den Boden legen oder aufs Meditationskissen setzen. Es findet sich immer eine Möglichkeit, sich kurz auszuklinken. Dann atmet man tief durch, bis in den Bauch. Bewegt den Unterkiefer vor und zurück, hin und her, sodass sich die Kiefergelenke entspannen können. Vielleicht machst du mit deinem Mund einige Turnübungen (es müssen ja keine Zuschauer dabei sein ;-)). Gib deinem Körper die Möglichkeit, sich selbst zu regulieren. Mach, was automatisch geschehen will. Der Körper weiss genau, was es jetzt braucht. Oft ist das gar nicht viel.
Das Tolle ist, dass sich Stress nicht nur an diesen Körperstellen besonders gut zeigt, sondern dass wir über die Entspannung dieser Körperstellen unseren ganzen Körper entspannen können. Wir haben hier also gewissermassen einen Entspannungs-Hebel, der kleine Impulse verstärkt. Das ist doch grossartig, nicht wahr?
Checke also immer mal wieder diese Körperstellen. Vielleicht kannst du so mehr Ruhe, Freude, Liebe in deine Beziehungen und deinen Berufsalltag bringen.
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