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Mittsommer

Nie ist der Mensch mehr im Aussen, als im Sommer. Feste feiern, verreisen, unendliche Tage im Freien. Was braucht die Seele mehr angesichts der Leichtigkeit des Sommers?

Ein wenig Ausgleich kann gut tun.



Wir erleben gerade die Zeit des Mittsommers: lange Tage, kurze Nächte. Die Erde hat ausgeatmet. Verschwenderisch lässt sie grünen und blühen. Bald kommt die Zeit der Ernte. Doch zuvor wird an vielen Orten unserer Klimazone, in der wir die Jahreszeiten so deutlich spüren, diese besondere Zeit der Sommersonnwende ausgelassen gefeiert. Die Menschen vergnügen sich draussen, wir spüren das Feuer der Sonne, suchen die Abkühlung des Wassers, die Frische des Waldes. Viele packt der Drang zu verreisen, und wer zuhause bleibt, verlagert das tägliche Leben wenn möglich in den Garten oder auf die Terrasse. Nie ist der Mensch so im Aussen, wie im Sommer. Sommerstimmung ist: ich wende mich nach aussen, und etwas kommt mir entgegen, strömt in mich ein. Das, was uns begegnet, ist aber gewaltig. Die Seele muss sich weit machen, um es in sich zu fassen.

Für Körper und Seele bringt die Sommerzeit Lust und Last zugleich. Dieses offen sein, diese mächtigen Einflüsse wie Hitze und Licht wollen verarbeitet sein. Und so müssen wir gut sorgen dafür, dass wir auch in dieser besonderen Zeit Ausgleich finden.


Bekannt sind die Gesundheitstipps für das körperliche Wohlbefinden: viel Wasser trinken, Früchte und Gemüse essen, in der Mittagshitze Sport im Freien vermeiden.

Im Yogaunterricht finden wir als PRANAYAMA im Sommer häufig die SHEETALI-Atmung, die kühlende Atmung, bei der wir die Luft beim Einatmen durch die gerollte Zunge einziehen. Die Körperübungen können das Element der Hitze aufnehmen, müssen aber zum Ausgleich zur Ruhe führen.


Was aber können wir für die Seele tun?


Das Zauberwort heisst auch da Ausgleich. Oft braucht die Seele, die sich gerade im Sommer so im Aussen verströmt, Momente der Stille, auch wenn wir dies vielleicht gar nicht so wahrnehmen. Nicht immer ist die Grundstimmung im Sommer nur ausgelassen und leicht. Viele Menschen verspüren den Wunsch, sich nicht nur im «Sommernachts­traum» zu verlieren, sondern zwischendurch auch in die so typische Stille eines Sommermittags einzutauchen. Dazu diese kleine Geschichte:


«Ein Mönch hatte sich in die Einsamkeit zurückgezogen, um sich ganz der Meditation und dem Gebet widmen zu können. Er wurde von einem Besucher gefragt, welchen Sinn er in der Zurückgezogenheit und der Stille sehe.

Der Mönch führte den Besucher zu der Zisterne und sagte: „Schau auf das Wasser. Was siehst du?“ Es war kurz vorher Wasser geschöpft worden und die Wasseroberfläche war noch unruhig. „Ich sehe nichts." sagte der Besucher.

Ein paar Minuten später bat der Mönch seinen Besucher, nochmals hinunterzusehen. „Was siehst du jetzt?“ „Jetzt sehe ich mich selbst.“ sagte der Besucher. Der Mönch nickte lächelnd.»


(Aus "Die spirituelle Schatzkiste" von Arjuna P. Nathschläger)



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