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Gib dem Leben deinen Sinn!

Hört man "Biografie", denkt man meistens an berühmte Persönlichkeiten, deren Lebensgeschichte im Buchladen zu finden ist. Von Roger Federer über Johann Sebastian Bach bis zu Alice Schwarzer - über sie alle wurde geschrieben, weil sie für etwas Wichtiges stehen. Genau genommen aber hat jede und jeder von uns ihre, seine Biografie. Jede kann sie erzählen, jeder kann sie entschlüsseln. Die Frage dabei ist oft genug: wofür steht denn meine Biografie? Finde ich darin einen Sinn? Lohnt es sich, darauf zu schauen, auch wenn ich gar nicht so bedeutsam und berühmt bin? Ja! Denn eine der Zutaten für das Gefühl, ein erfülltes, befriedigendes Leben zu leben besteht darin, Sinn im eigenen Sein und Tun zu erkennen. Und dabei kann der Blick auf die eigene Biografie helfen.

Vom Psychologen Viktor Frankl kennen wir die Erkenntnis:" Was also ist der Mensch? Er ist das Wesen, das immer entscheidet, was es ist." Bei Tieren ist das anders. Ein Jungtier kommt auf die Welt, wächst auf und ist fertig: eine Kuh, ein Vogel, eine Fliege. Tiere haben im Unterschied zum Menschen kein Bewusstsein ihrer selbst und können damit auch nicht entscheiden, wie sie ihr Leben als Kuh oder als Vogel gestalten wollen. Selbst wenn sie in Freiheit geboren werden, ist ihr Leben letztendlich durch die Art bestimmt.


Auch wir Menschen werden mit unseren Anlagen in eine bestimmte Umwelt hineingeboren. Diese beiden Stränge - Anlagen und Umwelt - bestimmen zu einem gewissen Teil unser Leben. Daneben aber haben wir immer die Möglichkeit der Wahl, eine gewisse Entscheidungsfreiheit. Davon spricht Viktor Frankl im genannten Zitat. Wir können uns entscheiden, als welcher Mensch wir leben wollen - selbst in ganz schwierigen, engen Verhältnissen. Wir haben die Wahl, auf welche Impulse unserer Umwelt wir wie reagieren. Und ab einem bestimmten Alter können wir uns sogar dafür entscheiden, unsere Prägungen aus der Kindheit zu überwinden und die zu werden, die wir sein wollen.


Manch eine, manch einer spürt in sich hin und wieder eine bestimmte Sehnsucht, die mit der Frage nach dem Sinn von allem einher geht. Diese Sinnfrage nehmen nicht alle Menschen gleichermassen stark wahr. Und selbst bei den Suchenden, den Fragenden stellt sie sich manchmal stärker oder sie verstummt vorübergehend. Oftmals erlebt man als junge Erwachsene um das 20. Lebensjahr ein erstes Mal diesen inneren Ruf nach dem Eigenen. Als Midlife-Crisis kann er sich ein weiteres Mal bemerkbar machen. Und einige Jahre vor der Pensionierung stellt sie sich oft noch einmal sehr drängend, diese Frage nach dem Sinn des eigenen Lebens.


Eine Möglichkeit, Antworten zu finden, besteht darin, sich dem eignen Lebenslauf zuzuwenden und nach Mustern, wiederkehrenden Grundtönen, bemerkenswerten Eigenheiten zu suchen. Was macht mein Leben einzigartig? Welche Abzweigungen habe ich genommen, die sich in der Rückschau als prägend erweisen? Kann ich als Mensch, der ich heute bin, erkennen, welchen Sinn ich meinem bisher gelebten und noch zu lebenden Leben geben möchte?


Auf jeden Fall lohnt es sich, dieser Frage nachzugehen. Die Glücksforschung und die Positive Psychologie zeigen uns, dass Zufriedenheit und Gesundheit massgeblich beeinflusst werden davon, ob wir das, was wir erleben, als sinnhaft und sinnvoll erkennen. Dabei sollten wir wohl diesen Sinn nicht zu weit entfernt suchen. Ich glaube, dass es genügt sich zu fragen, wie man sein Leben gestalten möchte, dass man es als sinnhaft empfindet. Der eine findet vielleicht Sinn darin, so gut für sich selbst zu sorgen, dass er anderen helfen kann. Die andere mag es als sinnhaft erachten, die eigene Kreativität auszuleben und so glücklich und zufrieden zu sein. Eine weitere Person fühlt sich vielleicht berufen dazu, aktiv etwas zum Schutz unserer Mitwelt beizutragen.


" Was also ist der Mensch? Er ist das Wesen, das immer entscheidet, was es ist." Wir sind frei, unserem Leben unseren Sinn zu geben. Was für eine grossartige Möglichkeit! Nutzen wir sie und freuen uns an der spannenden Suche danach.



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