"Und sie ist noch ganz klar im Kopf!", hört man oft, wenn jemand über alte Menschen im Bekanntenkreis spricht. Und in der Stimme schwingt Bewunderung, manchmal auch Verwunderung mit. Ist man diesbezüglich tatsächlich Schmied des eigenen Glücks? Kann man Gesundheit im Kopf beeinflussen, auch im Alter? Meine Beschäftigung mit diesem Thema bringt Bestätigungen - und auch neue Impulse.
"Alle wollen alt werden, keiner will es sein." Etwas Wahres hat dieser Spruch schon, finde ich. Vor allem, wenn ich an die Altersgebrechen denke, die alle von uns erwarten. Alter bringt nun einmal Abbau mit sich, das liegt in der Natur der Sache. Bei den einen sind es die Glieder, die nicht mehr wollen, bei den anderen Organe, die stolpern, und bei dritten ist es "der Kopf". Im eigenen persönlichen Umfeld erlebe ich eine Demenzerkrankung im Alter, und diese Erfahrung erschreckt mich. Lange konnte ich dieses unangenehme Thema von mir weg halten, mich vor allem mit den Schönheiten des Alters beschäftigen - die es wunderbarerweise gibt. Doch was, wenn das Gedächtnis schwindet? Wenn sich das Gehirn so verändert, dass im eigenen Erleben und in der Wahrnehmung von aussen nichts mehr an die Person erinnert, die man bisher war?
Ich empfinde es als lohnend und bereichernd, mich mit der Thematik "Demenz-erkrankung" zu beschäftigen, und ich staune, was man heute alles weiss, welche Fortschritte gemacht werden im Umgang mit Menschen, die im Alter ihr Verhalten, ja sogar ihre Persönlichkeit so verändern, dass der Umgang mit ihnen herausfordernd wird.
Für mich als "junge Alte" ist aber sehr wichtig zu erfahren, was ich tun kann, um nicht nur meinen Körper, sondern auch meinen "Kopf" möglichst lange gesund zu erhalten. (Spannend übrigens, dass im Volksmund der Kopf vom Körper unterschieden wird...)
Als begeisterte Podcast-Hörerin stosse ich auf den Podcast von Bas Kast "Hello Health". Ja, genau, Bas Kast ist der fleissige Mann, der Hunderte von Gesundheitsstudien ausgewertet und den lesenswerten "Ernährungskompass" geschrieben hat und damit die Bestsellerlisten eroberte. Seine Spezialität: fleissig lesen, gekonnt auswerten, gescheit ordnen und flüssig darüber schreiben. Oder eben sprechen. Sein aktueller Beitrag im genannten Podcast: "Fakten-Snack: Hirngesundheit im Alter" bringt es auf gewohnt knackige Weise auf den Punkt: Ernährung, Bewegung und geistige Betätigung sind die drei Säulen, auf denen Hirngesundheit im Alter aufbaut.
Nun denkst du vielleicht, dass das ja bekannt sei, und es sich kaum lohne, noch einmal darüber zu schreiben. An mir selber kann ich jedoch beobachten, dass die bekannten Fakten durchaus Auswirkungen haben auf mein heutiges Tun und Lassen. Und vielleicht auch auf dasjenige der Leser und Leserinnen dieses Blogs, also auf das deinige.
Die meisten von uns, davon gehe ich einmal aus, ernähren sich so, wie es empfohlen wird. Stichwort: mediterrane Küche. Die meisten von uns wissen auch, wie wichtig Bewegung ist, und gehen fleissig ins Yogastudio, auf den Vita-Parcours, ins Fitness oder wandern durch die Berge. Wie aber verhält es sich mit den geistigen Herausforderungen? Zusammen mit anderen etwas unternehmen, das Spass macht und einen geistig anregt, darum geht es. Sich neue Themen erschliessen, damit man andere hilfreich unterstützen kann, anregende Reisen machen, Ausstellungen besuchen, sich künstlerisch betätigen, ein Musikinstrument erlernen und damit Musik machen, - idealerweise nicht allein, sondern mit anderen, das regt unser Gehirn am allermeisten an und unterstützt Hirngesundheit im Alter.
Ich beobachte bei älteren Bekannten, wie parallel zum körperlichen schwächer Werden, das ganz automatisch mit zunehmendem Alter einhergeht, auch die sozialen Kontakte weniger werden: Freunde werden krank, ziehen sich zurück, sterben. Noch gehöre ich zu den "jungen Alten". Wir sind fit und mobil. Dabei gehen wir auf eine durchschnittliche Lebenserwartung von ca. 90 Jahren zu. Ich kann also davon ausgehen, noch ca. 25 Jahre zu leben - eine lange Zeit. Und davon werde ich eine beträchtliche Zeitspanne im "hohen Alter" verbringen. Nach dem 80. Lebensjahr werden wir alle langsamer, weniger initiativ. Der Körper wird zunehmend Aufmerksamkeit verlangen, und wir werden aufpassen müssen, uns davon nicht vereinnahmen zu lassen.
Wie gut wird es dann sein, wenn wir uns gehalten fühlen von Gewohnheiten und Strukturen, die der geistigen Anregung, Betätigung und Freude dienen. Wie wichtig wird es dann sein, dass wir uns früher gefragt haben, was uns nebst dem Körperlichen Freude macht, interessiert, beglückt, und dass wir uns entsprechende Bereiche eingerichtet haben. Ja, genau, hier kommt der Link zum Hier und Heute: noch habe ich die Kraft und die Möglichkeiten, mir Interessensgebiete zu erschliessen, Gleichgesinnte zu suchen, mit denen ich das Schöne und Gute pflegen kann.
Nutzen wir also die Zeit! Falls nicht schon längst geschehen lohnt es sich, sich den eigenen Interessen zuzuwenden, die nicht nur den Körper betreffen. Manchmal muss man sie erst suchen. Dazu findest du weitere Impulse weiter oben in diesem Blog.
Gewohnheiten sind mächtige Helfer in schwierigen Zeiten. Es wird mir helfen, wenn nicht nur der Weg ins Fitnesstudio und auf die Yogamatte zu meinen Gewohnheiten gehören, sondern auch die regelmässige Auseinandersetzung mit mir selbst beim Tagebuch schreiben, mit Kunst und dem Schönen beim Ausstellungsbesuch mit einer Freundin oder ein Malkurs, bei dem ich Gleichgesinnte treffe.
Liebe Karin, danke für den tollen Beitrag. Ich habe ihn bereits weiterempfohlen.
Auf bald und liebe Grüsse Regula