"Spiritualität meint, Verbundenheit mit allem, was ist, wahrnehmen und leben." Schön und passend finde ich diese Definition, die ich kürzlich irgendwo las, und sie führt dahin, wo sich all die Themen berühren, die in diesem Blog interessieren: Yoga, Gesundheit, Biografiearbeit, Leben, Achtsamkeit.
Wenn man in den Yogaunterricht kommt, legt man sich auf die Matte, schliesst die Augen und kommt zu sich. Wir hören auf den eigenen Körper, vergleichen uns nicht mit der Nachbarin und auch nicht mit dem perfekten Yogamodel einer Yogazeitschrift, sondern suchen unsere eigene Wahrnehmung der Qualität einer Übung. Die Yogalehrerin leitet an, weist darauf hin - das Spüren und Finden ist Sache der Yogaschülerin. "Dein Körper - deine Praxis" ist ein schöner Leitspruch dafür.
Und doch strebt Yoga alles andere an als Ichbezogenheit. Der Sanskrit-Begriff YOGA bedeutet schon Verbindung, und Yoga will Verbindung und vor allem auch Verbundenheit. Verbindung von oben und unten, innen und aussen, Körper und Geist und Verbundenheit mit uns selbst, damit wir in dieser Beziehung zu uns das Heilsame und Gute in uns pflegen können. Das Heilsame und Gute kann beispielsweise das Mitgefühl sein, das uns dabei unterstützt, unser Wissen und Handeln in den Dienst anderer Menschen zu stellen.
Die Wahrnehmung und Beziehung zu sich selbst ist also nicht das Ziel, sondern Mittel zum Zweck. Ist man mit sich selbst verbunden, erkennt , was man selbst wirklich braucht, kann man gut für sich sorgen und wird so mehr und mehr offen und wach für das, was andere brauchen. Yoga ist in diesem Fall nicht nur Körperarbeit, sondern auch Herzensbildung.
Vielleicht ist dir auch schon das "Buch der Freude" begegnet. Ein Journalist führt Gespräche mit dem kürzlich verstorbenen Erzbischof Desmond Tutu und mit dem Dalai Lama. Er will wissen, wie es möglich ist, dass diese beiden Männer so viel Freude ausstrahlen und grosszügig um sich herum verbreiten, obwohl sie beide sehr viel Leid erfahren haben. Beide sagen, dass das Mitgefühl für sie ganz wichtig sei. Beide erkennen sie, dass alle Wesen nur eines wollen und damit verbindet: sie wollen glücklich sein und nicht leiden müssen. Vor allem der Dalai Lama betont, dass er seine Kraft und Entschlossenheit daraus schöpfe, dass er sich als einer von 7 Milliarden Menschen verstehe, die alle das gleiche wollen und brauchen, und dass ihm das Da- Sein für andere Freude bereite.
Vielleicht ist Yoga heute bei uns so beliebt, weil er die Verbundenheit fördert. Gerade in Zeiten, in denen es so viel Vereinzelung und Einsamkeit gibt. Und weil wir merken, dass allein schon durch das gemeinsame Üben und gedankliche Ausrichten in einer Yogalektion ein wohltuendes Gemeinschaftsgefühl entsteht, das uns nährt und beglückt.
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