Wenn im Yoga von TAPAS die Rede ist, sind nicht spanische Apérohäppchen gemeint. Vielmehr geht es um leidenschaftliches Üben - um Disziplin. Nur so können wir erleben, dass und wie Yoga wirkt.
In den alten Yogatexten meint der Sanskrit-Begriff TAPAS "Askese, Reinigung". Durch extreme Übungen, strikte Selbstdisziplin und Selbstbeherrschung sollten das Weltliche überwunden und Befreiung von allen irdischen Übeln erreicht werden. Wir kennen diese Bewegung aus dem mittelalterlichen Christentum. Als PATAÑJALI in der Zeit zu Beginn unserer Zeitrechnung begann, im YOGA SUTRA das Wissen des Yoga zusammenzutragen, fasste er den Begriff weiter. Seither bezieht sich TAPAS vor allem auf Selbstdisziplin und Selbstbeherrschung in spiritueller Hinsicht. Nicht über extreme Körperübungen, über ein Stillegen des Körpers soll innerer Frieden gefunden werden. Vielmehr soll so für den Körper gesorgt werden, dass wir durch ihn unsere Umwelt und uns selbst wahrnehmen können, ohne von Verspannungen und Schmerzen gestört zu werden. Es geht darum, mit dem inneren Kern unser selbst in Kontakt kommen zu können - diesem Kern, der im Verständnis des Yoga göttlicher Natur ist. Der Körper, unsere Sinne, unsere Lebensenergie, unser Denken und Fühlen können uns dabei helfen. Die Yogaübungen zielen darauf, den Körper durchlässig zu machen, Energieblockaden aufzulösen, das Denken und Fühlen fliessen zu lassen, sodass wir immer ungehinderter im Hier und Jetzt bleiben können. Im Hier und Jetzt des Aussen und des Innen.
Mit den ASANA, den PRANAYAMA und den Meditationsübungen gibt uns der Yoga Mittel in die Hand, mit denen wir uns diesem Ziel annähern können. Interessant ist, dass sie uns dabei helfen, Dinge loszulassen, nicht mehr zu tun: Spannungen loslassen, den Atmen fliessen lassen, aufhören, Gedanken und Gefühle festzuhalten. Alles ist schon da, lehrt uns der Yoga. Wir müssen nur aufhören, dem Guten im Weg zu stehen. Und weil Gewohnheiten so stark sind, braucht es eine feine Wahrnehmungsfähigkeit um zu bemerken, wenn wir wieder im alten Muster sind. Und Übung, um den Zustand des Fliessenlassens immer leichter herzustellen und länger zuzulassen.
Hier kommt TAPAS ins Spiel. Wenn ich regelmässig und mit einiger Selbstdisziplin meine Yogaübungen mache, lerne ich meinen Körper besser kennen und spüre, was ihm gut tut. Ich kann dann vielleicht immer öfter aufhören Dinge zu mir zu nehmen, die ihm nicht gut tun. Ich spüre vielleicht auch, welche Menschen und Tätigkeiten mich nähren und kann ihnen mehr Raum in meinem Leben schenken. Und so verändert sich durch eine regelmässige Yogapraxis ganz vieles. In kleinen Schritten und unmerklich zu Beginn, in der Summe aber durchaus machtvoll.
Geige spielen, Handstand, kochen, lesen, tanzen, Fussball spielen - alles, was wir gut können wollen, müssen wir üben. Ohne Übung bleibt das meiste, das wir anpacken, anstrengend, Stückwerk, oft genug unbefriedigend. Meist fällt es uns leicht das zu üben, was uns Spass macht. Oft genug aber beginnt etwas erst Spass zu machen, wenn man es auch geübt hat. So ist die Liebe zu einer Sache, die Faszination, etwas Anziehendes ein Motor, der uns beim Üben hält. Richten wir uns also unsere Yogaecke zuhause wieder einmal schön her, stellen wir ein Bild oder Blumen auf, lassen sanfte Musik im Hintergrund tönen und Räucherstäbchen einen feinen Duft verbreiten. Dann fällt es uns vielleicht leichter, wieder regelmässig zu üben - körperlich und spirituell.
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