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Kann der November schön sein?

Novemberassoziationen: Nebel, grau, nass, dunkel, Verfall... Ein eher düsteres Bild ergibt sich, wenn man an diesen 11. Monat des Jahres denkt, besonders als Bewohnerin dieser Gegend, in der ich lebe. Wenn du aber den Blick schärfst, kann es sein, dass du überrascht eine eher unscheinbare Schönheit entdeckst.

Seit einigen Monaten male ich täglich in ein kleines Skizzenbuch. Einfach so, für mich. Zum einen male ich sehr gerne, zum anderen will ich mich üben - im Zeichnen und Malen, aber auch im Schauen. Für den November (ausgerechnet!) habe ich mir vorgenommen, mein Skizzenbuch als Naturjournal zu gestalten. Naturjournale oder auch Nature Diaries suchen die Verbindung zwischen Tagebuch, gestalterischer Kreativität, Naturbegegnung und Lernen und Staunen über das, was um uns herum geschieht. Oft werden kreative Gestaltungstechniken wie Aquarellieren oder Collagieren verbunden mit Reflexionen, man fügt Gedichtzeilen zum Bild, manchmal auch eher naturwissenschaftliche Kurztexte - der Gestaltungsfreude sind keine Grenzen gesetzt.


Grundlage ist, dass man rausgeht, schaut. Und die Absicht, jeden Tag einen Eintrag zu gestalten - der darf auch ganz klein und einfach sein -, ermuntert einen dazu, forschend und genau zu schauen. Der November fordert mich diesbezüglich in zweierlei Weise: zum einen muss ich raus in das oft eher unfreundliche Wetter. Zum anderen - du erinnerst dich an die einleitenden Worte zu diesem Blog - verbinde ich mit "November" keine Erwartungen an wirkliche Naturschönheiten. Trotzdem habe ich mir diese Aufgabe gestellt. Und siehe da: wie so oft entpuppt sich in dem Moment, da man genauer hinschaut, etwas kennenlernt, dessen Reiz und Schönheit.


Bisher war mir beispielsweise nicht bewusst, wie lange im Jahr die Bäume ihr Laub tragen. Erstmals fällt mir auf, wie auf den Waldstrassen, die dicht mit braunem Laub bedeckt sind, einzelne gelbe Blätter liegen, die wie goldene Schmuckstücke leuchten. Ich sehe die verschiedenen roten Beeren, die gute Laune verbreiten. Ja sogar in den abgestorbenen Baumstämmen erkenne ich Schönheit: smaragdgrüne Mooskissen bedecken die raue Rinde, versteckte kleine Höhlen haben sich gebildet, zierliche Pilze wachsen auf der morschen Oberfläche. Wunderschöne Sujets zum Malen.

"Der Herbst zeigt uns, wie wundervoll das Loslassen sein kann." Diesen Gedanken fand ich im Zusammenhang mit meinen Suchbewegungen für Naturjournaleinträge. Auch derartige Impulse bereichern jetzt meine Spaziergänge durch die grauen und oft genug auch heiteren Novembertage. Diese Heiterkeit habe ich in den vergangenen Jahren übrigens auch oft nicht registriert.


So kann ich dich nur ermuntern, dir ebenfalls eine Einladung zu schenken: eine Einladung zum Schauen, zum Assoziieren, zum leichten Nachdenken während des Schlenderns durch den Wald, über die Wiesen. Inspirierend kann ein Projekt "Naturjournal" sein (im Internet findest du unter diesem Stichwort wunderbar inspirierende Videos, falls du es ausprobieren möchtest), es können Handyfotos sein, die du in deinen Status stellst oder mit denen du Grusskarten gestaltest, es kann ein Tagebuch sein, in dem du das, was dir begegnet in Worten festhältst. In uns allen steckt Schöpferkraft. Sie hält uns lebendig und jung, wenn wir ihr Ausdruck verleihen. Oft genug entstehen wunderschöne Bilder, Texte, Geschenke ganz nebenbei und erfreuen dich als die Künstlerin und denjenigen, der das Geschenk erhält oder deine Bilder anschauen darf.


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